Festival Rümlingen 2002
Biographien KomponistInnen/AutorInnen
Georges Aperghis
Gary Berger
Cornelius Cardew
Alvaro Carlevaro
Morton Feldman
Juan Goytisolo
Wolfgang Heiniger
Volker Heyn
Manuel Hidalgo
Mauricio Kagel
Elena Kats-Chernin
Thomas Kessler
Jeff Kowalkowski
Helmut Lemke
Michael Lentz
Reinhard Manz
Younghi Pagh-Paan
Horst Rickels
Josef Anton Riedl
Miguel Rothschild
Frédéric Rzewski
Annette Schmucki
Giacinto Scelsi
Howard Skempton
Dave Smith
Mike Svoboda
Malte Ubenauf
Christian Wolff


Georges Aperghis (*1945) (F)

Geboren 1945 in Athen als Sohn eines Bildhauers und einer Malerin, lebt seit 1963 in Paris. Er studierte autodidaktisch Musik. Begegnungen mit dem Dirigenten Konstantin Simonovitch, dem Ensemble Instrumental Paris und der Schauspielerin Edith Scob, die er 1965 heiratete, brachten ihn mit musikalischen Kreisen und der Theaterwelt in Kontakt. Kompositionen von John Cage und Mauricio Kagel beeindruckten ihn. 1971 entstand Aperghis' erstes Musiktheaterstück für zwei Frauenstimmen, Laute und Violoncello. 1976 gründete er die multimediale Theatergruppe Atelier Théâtre et Musique (ATEM) in Paris, deren oft mit absurden Elementen arbeitenden Aufführungen vom gesellschaftlichen Alltag inspiriert sind und erst während der Proben entstehen. Neben szenisch-gestischen Werken schrieb Aperghis zahlreiche Kompositionen für Konzert und Oper.



Gary Berger (*1967) (CH)

wurde 1967 in Baden (Schweiz) geboren. An der Musikhochschule Zürich studierte er Schlagzeug. 1994/95 folgten Kompositionsstudien bei Julio Estrada am UPIC (Unité Polyagogique Informatique du CEMAMU) in Paris und von 1996 bis 1999 bei Gerald Bennett in Zürich. Kompositionsseminare bei Klaus Huber, Luc Francesconi, Clarence Barlow und Chaya Czernowin sowie eine Ausbildung in elektroakustischer Musik am Schweizerischen Zentrum für Computermusik und Arbeiten am Pariser IRCAM schlossen sich an. Berger ist Mitglied des Ensembles STROM und künstlerischer Leiter der Konzertreihe musica moderna in Wädenswil. Er war Preisträger des Concurso Internacional de Música Eletroacústica in Sao Paulo, Brasilien. Seit 2001 ist der Dozent für Live-Elektronik an der Hochschule für Musik und Theater Zürich.



Cornelius Cardew (1936-1981) (GB)

wurde 1936 in Winchcombe/Gloucestershire geboren. Von 1953 bis 1957 studierte er an der Royal Academy of Music in London Violoncello und Klavier, außerdem Komposition bei Howard Ferguson. Ab 1957 folgten Studien bei Gottfried Michael König in Köln (elektronische Musik), später arbeitete er dort als Assistent von Karlheinz Stockhausen. 1958 war er Korrepetitor bei der europäischen Erstaufführung von John Cages Klavierkonzert. Cardew, der 1961 nach England zurückkehrte, arbeitete dort als Graphiker und spielte und organisierte Konzerte. 1964 studierte er nochmals Komposition, nun bei Goffredo Petrassi in Rom. 1966/67 war er Mitarbeiter am Center of Creative and Performing Arts der Staatlichen Universität in Buffalo/New York, 1967 wurde er Professor an der Royal Academy of Music in London. 1969 gründete Cardew zusammen mit Howard Skempton und Michael Parson das Scratch Orchestra - eine historisch einmalige Vereinigung von Komponisten, Berufsmusikern, Laien, bildenden Künstlern und Schauspielern. Von 1965 bis 1971 spielte er außerdem in der Improvisationsgruppe AMM. Ab 1974 schrieb der Komponist, der 1975 am Goldsmith's College in London eine eigene Liedklasse gründete, zahlreiche politische Lieder, u.a. für Auftritte der Peoples Liberation Group. 1981 starb Cardew in London.



Alvaro Carlevaro (*1957) (UY)

Gitarrist und Komponist, wurde 1957 in Montevideo, Uruguay geboren. Er studierte Gitarre bei Abel Carlevaro und Eduardo Fernandez und Komposition bie Hector Tosar an der Nationalen Musikakdemie in Montevideo. Studien bei Helmut Lachenmann an der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart folgten.



Morton Feldman (1926-1987)(USA)

wurde 1926 als Sohn eines Wäschereibesitzers in New York geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er durch die Busoni-Schülerin Maurina Press, durch Wallingford Riegger und Stefan Wolpe. 1950 begegnete er John Cage, der seine weitere musikalische Entwicklung ebenso beeinflusste wie umgekehrt auch Cage Sichtweisen und Verfahren von Feldman übernahm. Im Kontext einer Artist Community, die sich in New York gebildet hatte und insbesonderedurch Cage lernte Feldman auch verschiedene Maler, darunter Philip Guston, Robert Rauschenberg und Mark Rothko kennen, deren formale Konzeptionen er in Musik zu transformieren suchte. 1973 erhielt er den Edgard-Varèse-Lehrstuhl der State University of New York in Buffalo. 1987 starb Feldman in Buffalo/New York.



Juan Goytisolo (*1931) (E), Paris/Marrakesch

wurde 1931 in Barcelona geboren. Er studierte in Barcelona und Madrid. Lebt seit dem Verbot seines Romans "Identitätszeichen" durch die spanische Zensur im Exil. Gastprofessuren an den Universitäten von Kalifornien, Boston, San Diego und New York. Veröffentlichungen u.a.: "Identitätszeichen", "Spanien und die Spanier", "Juan ohne Land", "Die Marx-Saga", "Die Häutung der Schlange", "Landschaften nach der Schlacht", "Quarantäne", "Kibla - Die Welt des Islam", "Das Manuskript von Sarajewo". 1985 erhielt Goytisolo den Europäischen Literaturpreis, 1993 den Nelly-Sachs-Preis. Der Autor lebt und arbeitet in Paris und Marrakesch.



Wolfgang Heiniger (*1964) (CH)

geboren 1964 in Basel, studierte an der Musik-Akademie Schlagzeug und später elektronische Musik und Komposition bei Thomas Kessler. 1989 erhielt er eine Mention der Ars Electronica, 1991/92 war er Gastkomponist am Computermusik- Zentrum der Stanford University USA. Seit 1992 als Dozent und Realisator (Audio- Designer) am Elektronischen Studio der Musik-Akademie der Stadt Basel. Er schreibt vor allem Werke für Live-Elektronik, aber auch Instrumentalmusik für Bühne und Film. Konzerte als Interpret live-elektronischer Musik.



Volker Heyn (*1938)(D)

wurde in Karlsruhe geboren, wo er bei W. Neugebauer eine Gesangsausbildung erhielt. 1960 emigrierte er nach Australien. Nach verschiedenen Teilzeit-Jobs u.a. in der stahlverarbeitenden Industrie und Experimenten mit "metallischen" Klängen begann Heyn 1961 eine Schauspielausbildung an der Savitzky Actors School in Melbourne und wurde Mitglied einer reisenden Theatergruppe. 1966 bis 1970 folgte ein Gitarrenstudium bei Antonio Losada in Sydney, außerdem Unterricht in Musiktheorie bei Don Andrews am Sydney Conservatory. 1972 nach Europa zurückgekehrt, setzte Heyn sein Gitarrenstudium an der Karlsruher Musikhochschule fort, studierte Komposition bei Werner Eugen Velte und gründete die Gruppe für Kreative Musik. Volker Heyn erhielt verschiedene Stipendien, u.a. von der Heinrich Strobel-Stiftung des SWR und die Rolf Liebermann-Stiftung. Er lebt seit 1978 als freischaffender Komponist in Karlsruhe.



Manuel Hidalgo (*1956) (E)

wurde 1956 in Antequera (Andalusien) geboren. Er studierte zunächst Medizin an der Universität Granada. Parallel dazu nahm er Unterricht in Komposition und Musiktheorie bei Juan-Alfonso García. 1976 begann er ein Kompositionsstudium bei Hans-Ulrich Lehmann am Konservatorium Zürich. Von 1979 bis 1984 setzte Hidalgo seine Studien bei Helmut Lachenmann fort. Seitdem lebt Hidalgo, der diverse Kompositionspreise gewann, als freischaffender Komponist in Stuttgart. Seine Kompositionen wurden bei den renommiertesten Festivals für Neue Musik uraufgeführt.



Mauricio Kagel (*1931) (D)

wurde 1931 in Buenos Aires geboren. An der dortigen Universität studierte er Musik, Literaturgeschichte und Philosophie. 1949 war er künstlerischer Berater der Agrupación Nueva Musica, 1955-1957 Studienleiter an der Kammeroper und Korrepetitor und Dirigent am Teatreo Colón, außerdem Redakteur für Foto und Film bei der Zeitschrift nueva visión. 1957 kam Kagel mit einem DAAD-Stipendium nach Deutschland und lebt seither in Köln, wo er (an der Musikhochschule) 1974 eine Professur für Musiktheater erhielt. Seit 1960 lehrt Kagel bei den Darmstädter Ferienkursen, 1964-65 war er als Kompositionsprofessor an der State University of New York at Buffalo, 1968 als Leiter der Skandinavischen Kurse für Neue Musik Göteborg tätig. Zwischen 1969 und 1975 leitete er die Kölner Kurse für Neue Musik, 1989 war Kagel Composer-in-residence der Kölner Philharmonie. In Europa, den USA und Kanada gab es bereits umfangreiche Retrospektiven seiner Kompositionen, Filme und Hörspiele. Ausgezeichnet wurde Kagel u.a. mit dem Adolf Grimme-Preis, dem Karl Sczuka-Preis des SWF und dem Hörspielpreis der Kriegsblinden.



Elena Kats-Chernin (*1957) (AUS)

Wurde 1957 in Tashkent/Usbekistan geboren. Von 1972 bis 1975 studierte sie am Gnessin Musical College in Moskau. 1975 ging sie mit ihrer Familie nach Australien, wo sie am New South Wales Conservatory Klavier und - bei Richard Toop - Komposition studierte. 1979 erhielt sie den Frank Hutchins Preis für ihr Klavierkonzert. Mit einem DAAD-Stipendium ging Elena Kats-Chernin 1980 nach Deutschland, um in Hannover und Stuttgart bei Helmut Lachenmann zu studieren. 1984 war sie Stipendiatin im Künstlerhof Schreyahn. Zwischen 1985 und 1993 schrieb sie vor allem Tanztheater- und Schauspielmusik, 1993 spielte das Ensemble Modern ihre Komposition "Clocks" für 20 Instrumente und Tonband beim Multimedia-Festival in Karlsruhe - ein künstlerischer Durchbruch für die Komponistin. 1994 ging Elena Kats-Chernin zurück nach Sydney und schreibt seither u.a. Soundtracks, aber auch Orchester-, Chor- und Ensemblemusik. 2001 widmete das Musica Nova Festival in Helsinki der Musik von Elena Kats-Chernin einen eigenen Programmschwerpunkt.



Thomas Kessler (*1937) (CH)

wurde 1937 in Zürich geboren. Er studierte zuerst Germanistik und Romanistik, dann in Berlin bei Boris Blacher und Ernst Pepping Musik. 1965 gründete er ein eigenes Studio für elektronische Musik, außerdem war er Leiter des Electronic Beat Studios. In Nancy wurde er musikalischer Leiter des Centre Universitaire International de Formation et de Recherche Dramatique. Ab 1973 lehrte Kessler an der Musikhochschule Basel Komposition und Theorie, ebenda leitete er bis 2000 das Studio für Elektronische Musik. Zusammen mit Gérard Zinsstag gründete er die Tage für Neue Musik Zürich. Der Komponist lebt und arbeitet in Basel.



Jeff Kowalkowski (*1967) (USA)

geboren in Chicago 1967, wo er auch heute lebt und an der De Paul University Komposition unterrichtet. Er ist Gründer einer gemeinnützigen Organisation namens Milkwood Foundation, die Musikproduktionen mit gefährdeten Jugendlichen aus sozial schwachen Stadtvierteln organisiert. Mit dem Duo Jack the Dog veröffentlichte er verschiedene CDs, sein Opernprojekt in Zusammenarbeit mit dem kroatischen Komponisten Marko Ciciliani wurde in den USA, den Niederlanden und Deutschland aufgeführt. 1998 arbeitete er an "Voix [time]" in Darmstadt. Er erhielt Stipendien und Kompositionsaufträge durch das American Composer's Forum, das Kulturamt Hamburg, Gaudeamus, das Shedd Aquarium of Chicago und die Pauline Olivero's Foundation.



Helmut Lemke (*1953) (D)

Helmut Lemkes Arbeit zum Klang begann mit frühen Experimenten im Bereich der improvisierten und szenischen Musik. Im April 1982 gründete er mit anderen Musikern die Künstlergruppe "Heinrich Mucken", die bis zu ihrer Auflösung ortspezifische Multimediaereignisse im In- und Ausland aufführte (u.a. Folkwangtage Essen 1986, Documenta 7, Kassel 1987). Die Auseinandersetzung mit dem Ort klanglicher Präsentationen und die Arbeit an erweiterten Klangerzeugern führte sowohl in seinem Soloschaffen als auch in der Arbeit mit "Heinrich Mucken" und anderen Kollaborationen verstärkt zur Überschreitung traditioneller Aufführungspraxis. Heute stehen neben Konzerten gleichberechtigt Klangperformances und Klanginstallationen und -objekte. Helmut Lemke arbeitete in europäischen Ländern, in Vietnam, Japan, Korea, Thailand und Singapur. Seit 1996 unterrichtet er an Kunstakademien in England, wo er 1997 den Studiengang für Phonic Art an der Hull School of Art & Design mitaufbaute. Anderen Lehrverpflichtungen folgte er in Deutschland und Frankreich. Seine Arbeiten sind in Katalogform und auf CD und Schallplatten umfangreich dokumentiert.



Michael Lentz (*1964)(D)

geboren 1964 in Düren (Nordrhein-Westfalen), lebt seit 1987 in München. In Aachen und München studierte er Germanistik, Geschichte und Philosophie, 1998 promovierte er mit einer Arbeit über Lautpoesie/-musik nach 1945. Seit 1989 ist Lentz Mitglied des Ensembles von Josef Anton Riedl. Lentz veröffentlichte zahlreiche literarische und wissenschaftliche Texte und trat mit verschiedensten Künstlern u.a. bei Konzertaktionen, Sprechakten und in Experimentalfilmen auf. Er ist Kurator der seit 1996 bestehenden Veranstaltungsreihe Soundbox - Akustische Kunst in Salzburg und der gleichnamigen Münchner Veranstaltungsreihe. Er erhielt verschiedene Stipendien und Preise, darunter 1998 den 1. Preis des Wettbewerbs Individual Competition National Poetry Slam, 1999 den Literaturförderungspreis des Freistaates Bayern und 2001 den Ingeborg-Bachmann-Preis.



Reinhard Manz (*1951) (CH) Film- und Videoproduktionen

Reinhard Manz studierte 1972-77 Kunst- und Werkerziehung an der Hochschule der Künste in Berlin und besuchte Seminarien der Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Heute ist er Dozent für Video an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. Seit 1979 ist Reinhard Manz Mitglied der Produktionsgenossenschaft "point de vue" in Basel. Als Autor und Co-Autor arbeitete er u.a. mit Franz Schnyder, Vinko Globokar und Daniel Ott. Seine Arbeiten wurden u.a. von SF DRS, WDR, 3sat und TSI ausgestrahlt.



Younghi Pagh-Paan (*1945) (KR)

Younghi Pagh-Paan studierte Musiktheorie und Komposition an der Seoul National University. 1974 kam sie mit einem DAAD-Stipendium an die Musikhochschule in Freiburg und studierte dort bei Klaus Huber (Komposition), Brian Ferneyhough (Analyse), Peter Förtig (Musiktheorie) und Edith Picht-Axenfeld (Klavier). 1991 erhielt sie eine Gastprofessur an der Grazer Musikhochschule, 1992 war sie Gastprofessorin an der Musikhochschule in Karlsruhe. Seit 1994 lehrt sie als Professorin für Komposition an der Musikhochschule in Bremen. Younghi Pagh-Paan, deren Kompositionen bei zahlreichen internationalen Festivals Neuer Musik aufgeführt wurden, erhielt u.a. den ersten Preis im internationalen Rostrum of Composers (UNESCO) und den ersten Kompositionspreis der Stadt Stuttgart sowie Stipendien der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWF und der Kunststiftung Baden-Württemberg.



Horst Rickels (*1947) (NL)

wurde 1947 in Westerstede (Deutschland) geboren. Seit 1961 konzertiert er als Saxophonist und Pianist mit improvisierenden und komponierenden Ensembles. Nach einer Ausbildung zum Pianobauer (Tätigkeit bei Grotrian-Steinweg, Braunschweig und Bechstein, Berlin) studierte er von 1970 bis 1972 Musikpädagogik an der Musikakademie Kassel und zwischen 1972 und 1974 elektronische Musik bei Dick Raaijmakers am Koninklijk Conservatorium in Den Haag. Von 1973 bis 1977 war Rickels Komponist und Musiker beim Theaterensemble Proloog in Eindhoven, von 1976 bis 1983 studierte er Musiktheorie am Brabants Konservatorium in Tilburg bei Jan van Dijk. Rickels unterrichtete an verschiedenen Musikinstituten der Niederlande, außerdem an der Akademie für industrielles Design in Eindhoven, er leitete Workshops für improvisierte Musik und spielte mit der Free Funk-Band "Der Junge Hund". Er entwickelte neue Instrumente und Multi-Media-Projekte. Seit 1991 ist er Dozent am Koninklijk Conservatorium in Den Haag.



Josef Anton Riedl (*1929) (D)

wurde ungefähr 1929 in München geboren - womöglich hatte seine jüdische Mutter das Geburtsdatum vorverlegt, um den Sohn vor staatlichen Zugriffen zu schützen - wuchs zunächst in Murnau auf und gelangte dann über verschiedene Internate und Flüchtlingslager bis nach Südfrankreich und Algerien, von wo er erst 1947 nach Murnau zurückkehrte. Er studierte an der Münchner Musikhochschule, war beeindruckt von der Musik Carl Orffs und besuchte Kurse bei Hermann Scherchen in Gravesano. Zu Beginn der fünfziger Jahre nahm Riedl aus Interesse für die "musique concrète" Kontakt mit Pierre Schaeffer auf und komponierte eigene Werke mit elektronischen und konkreten Klängen. 1959 wurde er musikalischer Leiter des neu gegründeten (und dann bis 1966 aufrechterhaltenen) Siemens-Studios für elektronische Musik in München. 1960 gründete er die Veranstaltungsreihe Neue Musik München / Klang-Aktionen. Zwischen 1973 und 1983 leitete er das Kultur Forum in Bonn, 1987 die Bonner Tage Neuer Musik. Zahlreiche Konzerte, Retrospektiven, Workshops und Diskussionsforen fanden unter Riedls Leitung statt, dessen eigene Musik sich kompromisslos jenseits herkömmlicher Formen und Gattungen bewegt.



Miguel Rothschild (*1963) (AR)

wurde 1963 in Buenos Aires, Argentinien geboren. Von 1982 bis 1987 besuchte er die Escuela Nacional de Bellas Artes in Buenos Aires. Als Meisterschüler von Rebecca Horn studierte er von 1991 bis 1994 an der Hochschule der Künste Berlin, 1995 fürhte ihn ein Stipendium ins Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. Weitere Atelier- und Arbeitsstipendien folgten, Gruppen - und Einzelausstellungen zeigten seine Arbeiten u.a. in Berlin, Paris, Hannover, Hamburg, Buenos Aires, Mailand und Madrid. 2000 erhielt Rothschild den Berliner Karl-Hofer-Preis für die Arbeit Killer Tränen.



Frédéric Rzewski (*1938) (USA)

wurde 1938 in Westfield geboren. An der Harvard University studierte er u.a. bei Virgil Thompson und Walter Piston Musik und Komposition, an der Princeton University folgten Studien bei Roger Sessions und Milton Babbitt nebst Kursen in Philosophie und Griechisch (Master of Fine Arts 1960). 1960/61 studierte Rzewski bei Luigi Dallapiccola in Florenz. Nach Beendigung seiner Studien stand er in engem Kontakt zu Christian Wolff, John Cage und David Tudor. 1966 gründete er zusammen mit Richard Teitelbaum und Alvin Curran das Improvisationsensemble MEV (Musica Elettronica Viva). Seit 1977 ist Rzewski Professor für Komposition am Konservatorium in Liège. Im Dienst einer "aktiven Beziehung zwischen der Musik und dem Rest der Welt" stehen Rzewskis Bemühungen um politische Implikationen in seinen Kompositionen, um spielerische Freiheiten der Aufführenden und um den direkten Kontakt zum Publikum.



Annette Schmucki (*1968) (CH)

wurde 1968 in Zürich geboren. Von 1989 bis 1993 studierte sie Gitarre. Es folgte von 1994 bis 1997 ein Kompositionsstudium bei Conelius Schwehr und Mathias Spahlinger in Freiburg (Deutschland). Annette Schmucki ist Mitglied der AG Fabrikkomposition der Roten Fabrik Zürich und des Archivs Sehnsucht.



Giacinto Scelsi (1905-88) (I)

Conte d'Ayala Calva, wurde 1905 als Sohn einer bekannten Adelsfamilie in La Spezia geboren. Über seine biografischen Daten ließ er die Öffentlichkeit nur wenig wissen, es gibt auch keine Fotografien von Scelsi. Er studierte bei Giacinto Sallustio in Rom Harmonielehre und Komposition, durch Ottorino Respighi und Alfredo Casella erhielt er Anregungen. In den dreißiger Jahren studierte er bei Egon Köhler in Genf und bei Walther Klein in Wien. Scelsi reiste viel, u.a. nach Afrika und in den Fernen Osten, zu seinen Wohnsitzen zählten Paris, London und die Schweiz. Eine gesundheitliche Krise in den vierziger Jahren überwand er, nach eigenen Angaben, durch das konzentrierte Lauschen auf einen einzelnen Ton. Nach 1950 kehrte Scelsi nach Rom zurück, wo er sich in den sechziger Jahren der Gruppe Nuova Consonanza anschloss. Obwohl Scelsi mit vielen Künstlern seiner Zeit - etwa dem Schriftsteller Henri Michaux - befreundet war, lebte er zurückgezogen. Seine bevorzugte Arbeitsmethode, die Aufzeichnung von eigenen Improvisationen auf Tonband und ihre nachträgliche Verschriftlichung, die zum Teil durch andere Komponisten ausgeführt wurden, hat zu Diskussionen über die tatsächliche Autorschaft seiner Werke geführt. Neben zahlreichen Kompositionen sind auch literarische Arbeiten Scelsis erhalten. Scelsi starb 1988 in Rom.



Howard Skempton (*1947) (GB)

wurde 1947 in Chester geboren. Er studierte ab 1967 in London bei Cornelius Cardew, besuchte unter anderem dessen Seminare zur neuen Musik am Morley College. 1969 war er Gründungsmitglied des Scratch Orchestra. John Cage, Cornelius Cardew, Morton Feldman und LaMonte Young beeinflussten seine musikalische Entwicklung maßgeblich, zugleich aber blieb Skempton unabhängig von allen Hauptströmungen in der Neuen Musik. Seine Musik wurzelt in der experimentellen Tradition und wird bestimmt von extremer Sparsamkeit der Mittel, der Konzertration auf das Wesentliche ohne Rhetorik und Dramatik. Howard Skempton lebt als freischaffender Komponist in Leamington.



Dave Smith (*1949)(GB)

wurde 1949 geboren. Er studierte am Madelene College in Cambridge. Er war Mitglied des Scratch Orchestra und spielte in verschiedenen Komponisten/Interpreten-Ensembles, u.a. mit John Lewis, Michael Parsons, Howard Skempton, John White, Gavin Bryars und Ben Mason, außerdem mit dem English Gamelan Orchestra. Smith spezialisierte sich auf traditionelle javanesische Musik und auf albanische Volksmusik, die er für Aufführungen arragiert. Zur Zeit lehrt er an der Montfort University.



Mike Svoboda (*1960)(USA)

Mike Svoboda ist in Chicago aufgewachsen und hatte erste Erfolge als Jazz-Posaunist (1978 erhielt er den Louis Armstrong Award). Nach Abschluss eines Kompositions- und Dirigierstudiums übersiedelte er 1981 nach Europa. 1986 schloss der das Meisterstudium im Fach Posaune ab. Neben seiner solistischen Konzerttätigkeit mit Festivalauftritten, Fernseh-, Rundfunk- und CD-Produktionen arbeitete Svoboda eng mit Komponisten zusammen (u.a. mit Manuel Hidalgo, Toshio Hosokawa, Helmut Lachenmann, Benedict Mason, Martin Smolka, Karlheinz Stockhausen, Frank Zappa) und brachte zahlreiche ihm gewidmete Werke für Posaune zur Uraufführung. Er wirkte in verschiedenen Musiktheaterstücken mit, spielte eigene Kompositionen und improvisierte u.a. mit Fred Frith, Derik Baily und Malcolm Goldstein.



Malte Ubenauf (*1973)(D)

Malte Ubenauf studierte Komposition, Musik- und Literaturwissenschaft in Hamburg und Wien. Seit 1994 Aufführungen von Musiktheater- und Ensemblekompositionen in Hamburg, Berlin, Niedersachsen. 2001 Regieassistenz La Nozze di Figaro (Christoph Marthaler, Salzburger Festspiele). Seit 1994 eigene Regiearbeiten, u.a.: Untertauchen (Schauspielhaus Zürich), Cotta ("Junge Hunde Festival 2000", Kampnagel Hamburg/"Diskurs Festival 2000" Giessen), into the tempest (Güterzughalle Hamburg), aggregate (Kampnagel Hamburg/Z 2000 Akademie der Künste Berlin/Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik), Erste letzte Sekunde (Gaswerk Hamburg/Brotfabrik Berlin).



Christian Wolff (*1934)(USA)

wurde 1934 in Nizza als Sohn der Expressionismus-Verleger Kurt und Helen Wolff geboren. 1941 ging die Familie ins amerikanische Exil nach New York. Als Komponist Autodidakt, haben sein Schaffen Anfang der fünfziger Jahre vor allem Kontakte zu John Cage, Earle Brown und Morton Feldman, später zu Frédéric Rzewski und Cornelius Cardew geprägt. Wolff studierte Altphilologie an der Harvard University in Boston, an der er anschließend unterrichtete, bis er 1970 als Professor für Altpholologie und Musik ans Dartmouth College in Hanover, New Hampshire berufen wurde. Wolffs Komponieren ist geprägt von gesellschaftspolitischen Implikationen, die sich in Texten, Titeln oder Themen seiner Musik niederschlagen. Die Kompositionen sollen, so Wolff selbst in einem Brief 1928, "einen Beitrag zur Konzentration jener sozialen Kräfte leisten, die kollektiv - nicht individualistisch - sind und daher politisch revolutionär sein können".